Bei unserem Konzert am 06.04.2019 haben uns als Solisten Evelyn Ziegler (Sopran), Laura Metzemacher (Sopran), Götz Philpp Körner  (Tenor) und Patrick Ruyters (Bariton) unterstützt. Begleitet werden  wir vom Berkelbarock-Orchester und von Gijs van Schoonhoven an der Orgel.

Die Gesamtleitung hat unsere Chorleiterin Heike Haefner-Volmer.


Der Komponist

Carl Heinrich Graun

* 1704 Wahrenbrück

† 8. August 1759 Berlin

Deutscher Komponist und Sänger.

Graun folgte 1714 seinem Bruder Johann Gottlieb Graun an die Kreuzschule in Dresden, wo er  Gesangs-, Klavier- und Cellounterricht erhielt.

Er studierte dann Wissenschaften sowie Gesang bei Johann Zacharias Grundig und Christian Petzold und Komposition bei dem sächsischen Hofkapellmeister Johann Christoph Schmidt. 1724 wurde Graun als Hofsänger (Tenor) nach Braunschweig berufen, wo er neben dem dortigen Hofkapellmeister Georg Caspar Schürmann auch Opern komponierte und zum Vizekapellmeister am Opernhaus am Hagenmarkt aufstieg. Für die Hochzeitsfeierlichkeiten des preußischen Kronprinzen Friedrich und der bevernschen Prinzessin Elisabeth Christine schrieb Graun die Oper Lo Specchio della Fedelta, die im Jahre 1733 in Salzdahlum ihre Uraufführung hatte. Von der Oper war der Kronprinz so begeistert, dass er den Wunsch äußerte, Herzog Ludwig Rudolf möge ihm gestatten, den Komponisten an seinen Hof in Rheinsberg zu verpflichten. Tatsächlich trat er 1735 gemeinsam mit seinem Bruder – dem Konzertmeister und Komponisten Johann Gottlieb Graun – als Vizekapellmeister in die Kapelle des preußischen Kronprinzen und späteren Königs Friedrich des Großen ein. Hier hatte er Konzertkantaten zu komponieren und vorzutragen, deren Anzahl man auf 50 schätzt.

Im Jahr 1740, nach Friedrichs Thronbesteigung, wurde Graun zum Kapellmeister ernannt und nach Italien geschickt, um für die in Berlin zu errichtende Italienische Oper Sänger und Sängerinnen zu gewinnen. Mit seiner Oper Cesare e Cleopatra wurde die neuerbaute Königliche Hofoper Unter den Linden am 7. Dezember 1742 eröffnet. Nach Berlin und zu seinem Amt zurückgekehrt, wendete er sich ganz und gar der Oper zu und traf den Geschmack des Königs und der Öffentlichkeit so sehr, dass er bald als Star des Berliner Opernwesens dastand und sich als solcher bis zu seinem Tod behaupten konnte. Seine Opern bildeten neben den Werken von Johann Adolph Hasse die Stütze des Berliner Opernprogrammes.

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte Graun mit der Damenisation ein festgesetzte Tonhöhen bezeichnendes, vollständig chromatisiertes Silbensystem, das an die Stelle der Solmisation treten sollte.

Das Werk

Seit ihrer Berliner Uraufführung 1755 zählte Carl Heinrich Grauns „empfindsame“ Passionskantate "Der Tod Jesu" auf ein Libretto Karl Wilhelm Ramlers lange Zeit zu den meistaufgeführten Werken dieses Genres. Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts konnte sie sich im Repertoire zahlreicher Oratorienvereine und Singakademien (allen voran der Berliner Sing-Akademie) behaupten, oft gleichberechtigt neben Bachs oratorischen Passionen, die ihr in der 2. Hälfte des Jahrhunderts schließlich den Rang abliefen. So verschwand gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus den Konzertprogrammen und war für ungefähr hundert Jahre weitgehend vergessen. Im 21. Jahrhundert wurde das Werk wieder entdeckt, es entstanden einige Aufnahmen und das Werk wird wieder vereinzelt aufgeführt.

Der Text gilt als ein Werk der Epoche der Empfindsamkeit in der Zeit der Aufklärung und wurde von Ramler im Auftrag der Prinzessin Anna Amalia von Preußen (1723–1787), der Schwester des Königs Friedrich II. (1712–1786), geschaffen. Ramler hatte einen Zyklus von drei Oratorientexten geschrieben: Die Hirten bei der Krippe zu Bethlehem, Der Tod Jesu, Die Auferstehung und Himmelfahrt. Der „Königlich Preußische Capellmeister“ Carl Heinrich Graun vertonte das Libretto 1754/55 (GraunWV B:VII:2). Die Uraufführung des Oratoriums fand am 26. März 1755 in der Oberpfarr- und Domkirche zu Berlin statt. Danach wurde es während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts jährlich in vielen deutschen Städten (z. B. stets am Karfreitag in Berlin von der Sing-Akademie zu Berlin), aber auch im Ausland aufgeführt.

Obwohl das Libretto für den Komponisten Graun gedacht war, erhielt auch Georg Philipp Telemann eine Kopie des Textes und komponierte ein eigenes Oratorium (TWV 5: 6). Die Uraufführung dieses Werkes erfolgte im März 1755 in Hamburg, bevor das Werk von Graun in Berlin nur eine Woche später aufgeführt wurde. Ramler überarbeitete seinen Text im Jahre 1760.

Der Text stellt keine vollständige Nacherzählung der Passion Christi dar und zitiert auch keine Bibeltexte. Die theologische Auslegung des Textes entspricht der neuen Theologie der Aufklärung (der sogenannten Neologie) des preußischen Hofpredigers August Friedrich Sack (1703–1786). Die Passionsgeschichte wird kommentierend interpretiert und es werden emotionale Höhepunkte und Aspekte der Passion präsentiert, so dass das Werk den Zeitgenossen als „empfindungsvolles lyrisches Oratorium“ galt.